Am 24. Dezember Weihnachtsgeschenke kaufen? Panischer Wohnungsputz 10 Minuten bevor der Besuch kommt? So oder ähnlich hast du es bestimmt auch schon einmal erlebt, denn jeder von uns ist bereits mal Opfer von Prokrastination geworden. Prokrastination oder auch liebevoll Aufschieberitis genannt nennt sich das Verhalten, wenn man oft bis zur letzten Minute unbequeme, aber wichtige Aufgaben oder Entscheidungen vor sich her schiebt. Statt dessen beschäftigt man sich lieber mit unwichtigen oder angenehmeren Aktivitäten (Katzenvideos auf Social Media angucken zum Beispiel oder Schränke aufräumen).
In diesem Artikel möchte ich allerdings noch auf eine spezielle Prokrastination eingehen: der Positionierungsprokrastination (sperriges Wort, puh!). Ich zeige euch, was es damit auf sich hat, wie ihr erkennt, ob ihr Positionierungsprokrastinationsmeister seid und was dagegen helfen kann. Here weg go!
Was ist Positionierungsprokrastination?
Wie bei der „normalen“ Prokrastination geht es bei der Positionierungsprokrastination um das Aufschieben von vermeintlich unbequemen Aufgaben und Entscheidungen, nur dass diese Art der Prokrastination sich auf die eigene Positionierung im Rahmen des eigenen Business / des Marktes, der Karriere, des Lebens bezieht. Man schiebt also Dinge wie die Festlegung von Zielen, die Definition von nächsten, weiterführenden Schritten oder strategische Entscheidungen vor sich her.
Das fatale: während es bei der alltäglichen Prokrastination meist eine Deadline gibt, bis wann man die unbequemen Aufgaben erledigt haben muss (Weihnachten ist halt irgendwann da, genau wie der Besuch), gibt es bei der eigenen Positionierung erst einmal keine Deadline (niemand kommt und sagt einem, das muss bis x fertig sein), theoretisch kann man das Spielchen also ewig spielen – es sei denn, man setzt sich selber einen Termin (und hält sich auch daran!)
Welche Gründe für Postionierungsprokrastination gibt es?
Es kann mehrere Gründe für Positionierungsprokrastination geben:
- Angst vor Versagen: Du hast Angst, dass du deine gesteckten Ziele nicht erreichst und um dich vor Enttäuschung zu schützen, schiebst du es immer wieder auf.
- Mangelnde Klarheit über Ziele: Du hast dir keine oder nur schwammig formulierte Ziele gesteckt. Wenn du nicht weißt, was du erreichen willst, fällt es natürlich schwer, konkrete Schritte zur Positionierung einzuleiten und die Marschrichtung festzulegen.
- Überforderung: Die Vorstellung, dass du zu viele Dinge gleichzeitig tun muss, um die gewünschte Position zu erreichen, kann dazu führen, dass du in eine Art Schockstarre verfällst. Die Aufgaben scheinen so überwältigend, dass du sie vor dir herschiebst.
- Mangelnde Priorisierung: Du neigst dazu, dich auf kurzfristige, unmittelbare, schnell erreichbare Belohnungen zu konzentrieren, anstatt langfristige Ziele zu verfolgen. Das kann dazu führen, dass du Aufgaben zur Erreichnung dieser langfristigen Ziele vor dir herschiebst, um kurzfristige Befriedigung zu erleben.
- Perfektionismus: Die Vorstellung, dass alles perfekt sein muss, bevor du beginnst, kann dazu führen, dass du inaktiv bleibst. Du wartest auf den “perfekten” Zeitpunkt oder die “perfekte” Gelegenheit (die niemals kommen wird), anstatt einfach anzufangen.
Bist du Positionierungsprokrastinationsmeister?
Woran erkennst du also jetzt, ob du deine Positionierung (bewusst oder unbewusst) immer wieder vor dir herschiebst? Hier ein paar Anhaltspunkte:
- Du hast schon zig Bücher gelesen, Workshops besucht, Vorträge zum Thema angehört, aber du nutzt das Gelernte nicht, setzt es nicht um.
- Es kommen immer wieder dringendere Dinge dazwischen, weswegen die Positionierung warten muss
- Du doktorst schon Monate an deiner Positionierung rum, aber es gibt keine nennenswerten Fortschritte
- Du findest nie Zeit, dich in Ruhe gezielt mit deiner Positionierung auseinanderzusetzen
Diese Gedanken kennst du vielleicht:
“Ich brauch erstmal Ruhe dafür”
“Ich kümmer mich später darum, jetzt geht es auch erstmal so”
“Ich muss erstmal Problem X lösen, dann habe ich den Kopf dafür”
Warum ist Positionierungsprokrastination denn ein Problem?
Klar, du könntest jetzt natürlich sagen “So what, ist das nicht egal, wann ich meine Positionierung klar habe? Es verändert sich doch eh immer alles…” Joa, kann man so machen aber ich garantiere dir: nach ein paar Monaten wird es zu einem Stachel in deinem Popo. Warum? Darum:
- Die unerledigte Positionierung belegt Gehirnkapazitäten, weil du halt doch darüber nachdenkst (bewusst oder unbewusst), wie du dieses Problem nun gelöst bekommst. Das ist ermüdend und es bleibt weniger Energie für den Rest deiner Aufgaben
- Eine fehlende Positionierung zieht einen Rattenschwanz hinter sich her: du willst auf Social Media posten, weißt aber nicht was, welche Farben, welche Schriften, für wen überhaupt; du willst eine Internetseite für dein Angebot, weißt aber nicht, für wen du die Texte schreibst und wie du deine Zielgruppe ansprechen kannst; du willst einen Onlinekurs launchen, weißt aber nicht, was du darin vermitteln sollst, damit er gekauft wird….und so weiter. Ich denke, du verstehst, worauf ich hinauswill. Ohne Positionierung fährst du mit Handbremse, weil du ständig über Dinge stolperst, die unklar sind und worüber du dann akut nachdenken musst, jedes mal aufs Neue. Das bremst dich ungemein aus und kostet Energie.
- Es kostet Geld. Also klar, du zahlst es nicht aktiv, aber du lässt es liegen, denn in der Zeit, in der deine Positionierung unklar ist, ziehen vermutlich ganz viele potentielle Kunden bei dir vorbei. Sie verstehen nicht, was sie bei dir bekommen oder welches Problem du löst.
Lösungen gegen Postionierungsprokrastination
Die gute Nachricht: du kannst etwas gegen deine Positionierungsprokrastination tun! Hier sind einige Lösungsansätze:
- Setze dir klare Ziele: Der erste Schritt zur Überwindung von Positionierungsprokrastination besteht darin, dir klare und konkrete Ziele für deine Karriere, dein Business (oder wofür auch immer du Position beziehen möchtest) festzulegen. Sei so spezifisch, wie möglich, zu weit gefasste oder schwammige Ziele helfen dir nicht. Wenn du weißt, wohin du willst, fällt es dir leichter, den Weg dorthin zu planen.
- Breche große Ziele in kleine Schritte auf: Statt dich von großen und überwältigenden Zielen einschüchtern zu lassen, teile sie in kleinere, handhabbare Aufgaben auf. Das macht den Fortschritt sichtbarer und ermutigt dich, Schritt für Schritt voranzugehen
- Keine Angst vor dem Versagen! Misserfolge und Rückschläge sind ein natürlicher Teil des (Business)Lebens, jeder macht Fehler. Sieh es als Gelegenheit, etwas aus der Situation zu lernen und versuche, eine positive Haltung gegenüber Herausforderungen einzunehmen
- Suche dir Unterstützung und Feedback: vielleicht hast du einen Businessbuddy, der gerade vor dem gleichen Problem steht? Dann könnt ihr euch zusammentun und in regelmäßigen Abständen treffen (real oder online), um über den Fortschritt oder Probleme zu sprechen. Ein Blick von außen ist viel wert!
- Setze dir einen Zeitpunkt, bis wann deine Positionierung stehen soll. So läufst du nicht Gefahr, dass du niemals fertig wirst.
- Plane bewusst feste Zeiten ein, an denen du dich ausschließlich um deine Positionierung kümmerst.
- Hole dir Unterstützung von einem Profi. Oft kommt an alleine nicht weiter, weil man betriebsblind geworden ist, da hilft ein neutraler Blick von oben. Die Zusammenarbeit mit einem Profi hat auch den Vorteil, dass du keine Möglichkeit hast, das Thema immer und immer wieder zu verschieben, weil jemand am anderen Ende sitzt, der dir in den Hintern tritt, wenn du nicht voran machst. So bleibst du dran.
Zum letzten Punkt noch eine Story von mir: als es um die neue Ausrichtung und Überarbeitung meiner eigenen Positionierung ging habe ich sicher ein halbes Jahr versucht, das alleine hinzukriegen. Ich dachte, so als Expertin auf genau dem Gebiet werde ich das ja wohl schaffen…long story short: habe ich nicht! Und rückblickend betrachtet ist das auch völlig klar: man selber steckt viel zu sehr drin im eigenen Business und hat einen sehr schmalen Sichtradius (was völlig normal ist). Man ist quasi der Fachidiot und erst durch Hilfe von außen kommt man wieder auf so eine Vogelflughöhe, von wo aus man eine bessere und weitreichendere Übersicht hat. Also, wenn du das Gefühl hast, du steckst fest warte nicht erst noch Monate, sondern suche dir passende Hilfe. Ich kann das sehr empfehlen!
Das Titelbild des Artikels wurde mit einer KI erstellt und mit Photoshop überarbeitet.
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