Hilfe im Siegeldschungel – Welche Papiersiegel sind vertrauenswürdig?

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Ihr kennt das bestimmt vom Einkauf aus dem Supermarkt: an jeder zweiten Packung findet sich irgend ein ominöses Siegel, von „bio“ bis „klimaneutrale Verpackung“ ist alles dabei. Dabei sagen diese Siegel in vielen Fällen gar nichts aus und sind Greenwashing vom Feinsten, weil sie nicht von einer unabhängigen Instanz kontrolliert werden oder Fantasielabel sind, die sich der Hersteller mal eben selber ausgedacht hat.

Bei Papierprodukten ist es ähnlich: auch hier gibt es einige, denen Du vertrauen kannst, aber eben auch solche, die wenig empfehlenswert sind. Wie soll man also in diesem „Siegeldschungel“ den Durchblick behalten? Einfach weiterlesen, denn ich habe für Dich die gängigsten Siegel einmal genauer unter die Lupe genommen:

Diesen Siegeln kannst Du vertrauen

Blauer Engel

  • Dieses Siegel ist unabhängig und transparent
  • Umweltmanagement bei der Herstellung wird intensiv bewertet
  • Waldbewirtschaftung und soziale Kriterien spielen bei der Bewertung eine eher untergeordnete Rolle
  • Das Label garantiert bei Kopier-, Schreib-, Hygienepapier und Recyclingkarton einen Altpapieranteil von 100%
  • Das Label schreibt den Verzicht von problematischen Farbmitteln, chlorhaltiger Bleiche, optischer Aufheller und anderen Chemikalien vor
  • Die Entfernung von Druckfarbe ist möglich
  • DIN Vorgaben müssen eingehalten werden
  • Die Auszeichnung ist rechtlich geschützt und die Zeichenverwender erhalten die Auszeichnung nur für einen bestimmten Zeitraum

 

FSC (Forest Stewardship Council)

  • Auszeichnung erfolgt durch eine unabhängige, gemeinnützige Nicht-Regierungsorganisation
  • Glaubwürdiges Zertifizierungssystem für verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung und Produktzertifizierung
  • Gleichberechtigter Einbezug aller Interessengruppen
  • Ziel ist die Förderung einer umweltfreundlichen, sozialförderlichen und ökonomisch tragfähigen Bewirtschaftung von Wälder weltweit
  • Das Siegel garantiert, dass die Papiere zu 100% aus Altpapier hergestellt wurden
  • Achtung: Das FSC-Mix Siegel ist nur eingeschränkt zu empfehlen, da es nicht zu 100% aus Recyclingpapier besteht (die Zahl auf dem Siegel sagt aus, wie hoch der Anteil an Recyclingpapier ist).

 

 ÖKOPAplus

  • Unabhängig und Transparent
  • Das Siegel garantiert Papiere aus 100% Recyclingpapier
  • Umweltmanagement wird bei der Herstellung intensiv bewertet
  • Waldbewirtschaftung und soziale Kriterien spielen bei der Beurteilung eine untergeordnete Rolle
  • Kriterien orientieren sich an denen des blauen Engel

 

Rainforest Alliance Certified

  • Unabhängig und Transparent
  • Glaubwürdiges Zertifizierungssystem für verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung und Produktzertifizierung
  • Gleichberechtigter Einbezug aller Interessengruppen
  • Kriterien orientieren sich an denen des FSC

 

Diese Siegel sind weniger empfehlenswert

 EU Ecolabel

  • Defizite bei den Kriterien zur Deklaration von Recyclingfasern und den Zertifizierungsanforderungen für den Frischfaseranteil
  • Unzureichende Zertifizierungsmechanismen
  • Soziale Kriterien werden nicht ausreichend berücksichtigt
  • Papiere mit diesem Label können, müssen aber nicht aus Altpapier bestehen
  • Es werden max. 50% Fasern aus zertifizierter Forstwirtschaft verlangt

 

Nordic Ecolabel

  • Defizite bei den Kriterien zur Deklaration von Recyclingfasern und den Zertifizierungsanforderungen für den Frischfaseranteil
  • Unzureichende Zertifizierungsmechanismen
  • Soziale Kriterien werden nicht ausreichend berücksichtigt
  • Papiere mit diesem Label können, müssen aber nicht aus Altpapier bestehen.
  • Es werden max. 30% Fasern aus zertifizierter Forstwirtschaft verlangt
  • Das Holz darf nicht aus besonders schützenswerten Wäldern kommen

 

Paper by Nature

  • Defizite bei den Kriterien zur Deklaration von Recyclingfasern und den Zertifizierungsanforderungen für den Frischfaseranteil
  • Unzureichende Zertifizierungsmechanismen
  • Soziale Kriterien werden nicht ausreichend berücksichtigt
  • Umweltorganisationen werden nicht gleichberechtigt in die Entwicklung und Fortschreibung der Standards einbezogen
  • Altpapier kann, muss aber nicht eingesetzt werden

 

PEFC

  • Wenig Transparenz, zu lange Prüfungsintervalle
  • Entspricht nicht den Mindestanforderungen von WWF und Weltbank an ein glaubwürdiges Waldzertifizierungssystem
  • Interessengruppen sind nicht gleichberechtigt beteiligt
  • Es müssen keine Kriterien wie z. B. Chemikalieneinsatz oder Begrenzung von Energie- und Wasserverbrauch eingehalten werden
  • Durch die Anerkennung von Kennzeichen anderer Länder können Papiere unter dem PEFC Label vertrieben werden, die aus nicht nachhaltiger Forstwirtschaft stammen bzw. aus Wäldern, bei denen die Land- und Nutzungsrechte indigener Völker nicht berücksichtigt werden

 

Finger weg von diesen Siegeln!

Aqua Pro Natura / Weltpark Tropenwald

  • Nicht zur Kennzeichnung nachhaltiger Papierprodukte geeignet
  • Einzige Kriterien: chlorfrei gebleicht, kein Tropenholz
  • Kein Recyclinganteil, keine Stakeholderbeteiligung, keine unabhängigen Kontrollen
  • „Keine Fasern aus tropischen Regenwäldern“ schließt nicht aus, dass der Zellstoff aus Urwaldgebieten aus z. B. Russland oder Kanada stammt

 

Oxford Acts For The Planet

  • Nicht zur Kennzeichnung nachhaltiger Papierprodukte geeignet
  • Es werden bis zu 23 Umweltverträglichkeitsgarantien gegeben, die aber nicht unabhängig kontrolliert werden

 

Fazit

Wenn ihr auf der Suche nach nachhaltigeren Papieren für den Einsatz in eurem Büro seid, dann ist der blaue Engel sicher die erste Wahl, weil dieses Label die strengsten Kriterien hat. Solltet ihr kein Papier mit dem Blauen Engel bekommen, könnt ihr mit den anderen Labeln aus der Kategorie nicht viel falsch machen.

Wenn ihr Sachen drucken lassen wollt, dann achtet bei der Papierauswahl auf eine entsprechende Kennzeichnung (meist steht dabei, um was für ein Recyclingpapier es sich handelt). Im Zweifel einfach mal bei der Druckerei anrufen.

Generell gilt: hinter den meisten der eher wenig empfehlenswerten Label stehen keine unabhängigen Kontrollinstanzen, sondern Vereinigungen und Interessenverbände von Herstellern, die natürlich nicht unabhängig sind sondern ihre eigenen Interessen und Ziele verfolgen.

Quellen: WWF Labelratgeber,  Verbraucherzentrale NRW

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