Branding hat nichts mit der Konkurrenz zu tun

von

Die meisten Ratgeber zur Markenpositionierung haben eine zentrale Botschaft: Schau dir deine Konkurrenz an und finde heraus, wie du dich von ihr abheben kannst. Klingt logisch, oder? Schließlich müssen Kunden einen klaren Grund haben, warum sie sich für dich und nicht für jemand anderen entscheiden. Doch genau hier liegt der Denkfehler: Branding hat mit der Konkurrenz gar nichts zu tun, sondern nur mit dir.

Der Trugschluss der ständigen Vergleicherei

Viele Unternehmen verbringen Unmengen an Zeit damit, Wettbewerbsanalysen zu erstellen, Pricing-Strategien der Konkurrenz zu durchleuchten oder sich an deren Designs und Marketingstrategien zu orientieren. Dabei gibt es drei große Probleme:

  1. Du bist immer reaktiv. Wenn du dein Branding danach ausrichtest, was andere tun, läufst du ihnen immer einen Schritt hinterher. Du lässt dich von ihrer Positionierung definieren, anstatt deine eigene klare Linie zu entwickeln.
  2. Du verwässerst deine Marke. Wer sich zu sehr an anderen orientiert, verliert leicht den eigenen Fokus. Am Ende ähnelt man sich so sehr, dass Kunden den Unterschied gar nicht mehr erkennen.
  3. Du verlierst deine Innovationskraft. Wenn du nur darauf schaust, was andere machen, kopierst du oft unbewusst deren Konzepte, statt neue Wege zu gehen. Wirklich bahnbrechende Marken entstehen jedoch durch eigenständige Ideen.

Warum vergleichen wir so gerne?

Der Blick zur Konkurrenz ist oft verführerisch – wir glauben, aus ihren Erfolgen lernen zu können. Doch in Wahrheit führt diese Haltung oft zu Unsicherheit und Stillstand. Wenn du dich ständig mit anderen vergleichst, setzt du unbewusst Grenzen für dein eigenes Wachstum. Stattdessen solltest du dich darauf konzentrieren, was deine Marke einzigartig macht und diese Identität konsequent nach außen tragen.

Wahres Branding kommt von innen

Fokussiere dich also auf dich und was deine Marke wirklich ausmacht. Dein Branding sollte aus deiner Identität entstehen – nicht als Reaktion auf den Wettbewerb.

Hier sind vier Fragen, die dir helfen, deine Markenidentität unabhängig von der Konkurrenz zu schärfen:

  1. Welche Werte sind dir wichtig? Wofür steht dein Unternehmen? Welche Überzeugungen treiben dich an?
  2. Was ist deine einzigartige Art, Dinge zu tun? Unabhängig davon, was der Markt sagt – was ist dein natürlicher Stil, dein Ansatz, deine Philosophie?
  3. Welche Vision hast du für deine Marke? Wo möchtest du in fünf oder zehn Jahren stehen, und wie passt dein Branding in diese langfristige Perspektive?
  4. Wie möchtest du, dass Menschen sich fühlen, wenn sie mit deiner Marke in Berührung kommen? Geht es um Vertrauen, Inspiration, Exklusivität, Mut?

Die Kraft der Selbstdefinition

Eine starke Marke entsteht nicht durch Abgrenzung zur Konkurrenz, sondern durch eine eigene, starke Identität. Wenn du klar weißt, wer du bist und was deine Marke ausmacht, wird deine Zielgruppe das spüren. Sie wird dich nicht mit anderen vergleichen, sondern sich genau deshalb für dich entscheiden.

Erfolgreiche Marken beschäftigen sich nicht mit der Frage, wie sie besser sein können als andere – sie erschaffen ihr eigenes Spielfeld. Beispiele dafür gibt es viele:

Einhorn (nachhaltige Kondome & Periodenprodukte)

  • Statt sich mit großen Herstellern wie Durex oder Always zu messen, setzt Einhorn ganz auf eigene Identität und Werte: Nachhaltigkeit, Fairness und Design.
  • Sie verkaufen nicht nur Produkte, sondern eine Mission (Fair-Trade-Produktion, plastikfreie Verpackungen, humorvolle Kommunikation).
  • Ihre Marke lebt von Transparenz, Humor und Community-Engagement – nicht vom Preis- oder Produktvergleich.

Happy Coffee (Direct Trade Kaffee)

  • Sie konkurrieren nicht mit Starbucks oder Tchibo, sondern haben eine eigene Kategorie kreiert: Kaffee mit direktem Impact.
  • Sie setzen auf Direct Trade (statt nur Fair Trade), erzählen die Geschichten der Bauern und machen ihre Lieferkette transparent.
  • Ihre Marke basiert nicht auf „besserem Kaffee“, sondern auf ehrlichem, nachhaltigem Kaffeehandel.

Wildling Shoes (Minimalistische Barfußschuhe)

  • Sie haben ein neues Segment in Deutschland etabliert: Barfußschuhe als nachhaltige Lifestyle-Alternative.
  • Ihr Branding ist sanft, naturverbunden und persönlich – genau wie ihr Produkt.
  • Sie bauen eine echte Community auf, die sich über Bewegung, Nachhaltigkeit und Achtsamkeit verbindet.

Oatsome (Smoothie Bowls & gesunde Snacks)

  • Ihr besonderes Alleinstellungsmerkmal sind Instant-Smoothie-Bowls, die man nur noch mit Wasser oder Milch anrühren muss.
  • Ihr Branding spricht eine gesundheitsbewusste, junge Zielgruppe an und setzt auf Instagram-taugliche Ästhetik & Community-Building.

Diese Marken sind nicht „besser“ als ihre Konkurrenz – sie sind einfach anders. Sie haben eine eigene Identität entwickelt, die so klar ist, dass es egal ist, was der Rest des Marktes macht.

Was bedeutet das für dein eigenes Branding?

Wenn du dein Branding unabhängig von der Konkurrenz aufbauen willst, gibt es einige wichtige Schritte, die du gehen kannst:

  • Höre auf, dich mit anderen zu vergleichen: Ja, es ist wichtig, den Markt im Blick zu behalten. Aber wenn du ständig schaust, was die anderen machen, verlierst du den Fokus auf dich selbst. Setze klare Grenzen, wie oft du dich mit Wettbewerbsanalysen beschäftigst – und konzentriere dich stattdessen darauf, deine eigene Marke zu stärken.
  • Entwickle deine eigene Sprache: Eine starke Marke erkennt man oft schon am Wording – ganz ohne Logo oder visuelle Elemente. Frage dich: Wie sprichst du mit deiner Zielgruppe? Welche Worte, Phrasen und Botschaften ziehen sich konsequent durch deine Kommunikation? Entwickle eine eigene Tonalität, die dein Publikum sofort wiedererkennt.
  • Erschaffe ein Erlebnis, das einzigartig ist: Kunden erinnern sich nicht nur an Produkte oder Dienstleistungen – sie erinnern sich an Erlebnisse. Wie kannst du deine Marke zu einem Erlebnis machen, das sich nicht mit anderen vergleichen lässt? Vielleicht durch eine besondere Art des Kundenkontakts, einen ungewöhnlichen Service oder eine eigene Community?
  • Sei mutig und stehe für etwas: Viele Marken haben Angst, Stellung zu beziehen. Doch genau das kann dein größtes Unterscheidungsmerkmal sein. Wofür stehst du? Welche Haltung vertrittst du, auch wenn sie nicht jedem gefällt? Marken, die eine klare Haltung haben, bleiben im Kopf – und ziehen genau die richtigen Menschen an.
  • Baue eine Community statt nur eine Kundschaft: Eine starke Marke lebt von einer loyalen Community. Statt Kunden einfach nur Produkte zu verkaufen, solltest du Beziehungen aufbauen. Menschen verbinden sich viel stärker mit Marken, die sie als Teil einer Bewegung oder eines größeren Ganzen sehen. Das gelingt durch Events, Membership-Programme oder regelmäßige Interaktion auf Social Media.
  • Entwickle dein Branding als evolutionären Prozess: Eine Marke ist nie statisch – sie wächst mit dir und deiner Vision. Anstatt einmal ein Branding zu entwickeln und es nie wieder anzufassen, solltest du regelmäßig reflektieren: Passt meine Marke noch zu meiner Zielgruppe und zu meinen Werten? Wie kann ich sie weiterentwickeln, ohne ihren Kern zu verlieren?

Fazit: Deine Marke ist keine Antwort auf den Wettbewerb

Am Ende geht es beim Branding nicht darum, „besser“ zu sein als jemand anderes. Es geht darum, so unverwechselbar zu sein, dass ein Vergleich gar nicht mehr notwendig ist. Deine Marke ist nicht dafür da, sich gegen andere zu behaupten – sie ist dafür da, deine einzigartige Perspektive in die Welt zu bringen.

 

purpose* – dein Newsletter für werteorientierte Markenentwicklung,- führung & Marketing. Alle 2 Wochen direkt in dein digitales Postfach.

2 Kommentare

  1. Endlich sagt es mal jemand, eigentlich ganz einfach. Seit fünfzehn Jahren lebe ich das. Zwei Bücher haben mich dazu inspiriert: Kopf schlägt Kapital von Günter Faltin und The Dip von Seth Godin. Ich bin ein Hidden Champion, unbekannter Weltmarktführer. Ich habe eine eigene Kategorie erfunden. Wer mein Produkt kennt, erkennt es sofort, wenn es auf einer Website auftaucht. Es ist unverwechselbar. Mein Firmenname beschreibt was ich tue, mein Gesicht ist das Logo und ich bin die Marke. Die Kategorie ist Video-Portrait.

    Antworten
    • Hey Johannes, dann erstmal Glückwunsch zu deiner Unverwechselbarkeit, das ist viel wert! Auch wenn ich schon viele Bücher durch habe, die von dir genannten kenne ich noch nicht, die kommen gleich mal auf die Liste. Von Seth Godin habe ich bereits ein paar gelesen, immer sehr erhellend.

      Antworten

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Annika Lewin Grafikdesign

Halterner Str. 49
45657 Recklinghausen
Telefon: 02361 9917594
E-Mail: kontakt@annika-lewin.de

Social Media

Rechtliches