Am Anfang der eigenen Selbständigkeit weiß man meist noch gar nicht, was eigentlich so richtig auf einen zukommt. Wenn man (wie ich) vorher angestellt war und feste Arbeitszeiten, ein festes Einkommen und feste Urlaubstage gewohnt, für den ist es erstmal eine relativ große Umstellung. Ich möchte euch gerne schildern, welche Dinge sich für mich gefühlt am meisten verändert haben.
Keine festen Arbeitszeiten
Der Klassiker. Auch wenn in vielen schlauen Ratgebern steht, dass man sich feste Arbeitszeiten angewöhnen sollte als Selbständiger kann ich doch nachvollziehen, warum es vielen so schwer fällt. Ich selber kann nur vormittags arbeiten, da ich nachmittags meinen Sohn wieder zu Hause habe aber ich habe selber auch schon das ein oder andere mal gegen diese Regel „verstoßen“. Es ist ja auch einfach abends mal eben rüber ins Arbeitszimmer zu gehen und den Rechner anzuschmeißen um den Kram zu erledigen, den man tagsüber nicht geschafft hat (ein krankes Kind ist eine sehr effektive Methode, einen vom Arbeiten abzuhalten…). Auch am Wochenende sitze ich fast immer vorm PC um „mal eben kurz“ eine Mail zu schreiben, eine Rechnung zu verschicken etc. Man verliert ein bisschen den Bezug zu Wochentagen, denn irgendwie fühlt sich jeder Tag gleich an. Das ist nicht wirklich optimal und ich arbeite gerade an einer Änderung.
Der eigene Boss
Ganz ehrlich, ich liebe es, mein eigener Boss zu sein J Wo ich früher für andere gearbeitet habe arbeite ich nun ausschließlich für mich selbst. Das ist ein tolles Gefühl. Keiner, der einem sagt was man wie zu tun hat oder wie dieses und jenes gehandhabt wird. Ich muss meine Layouts nicht vorher noch vom Art Director absegnen lassen sondern kann selbst entscheiden, was ich dem Kunden zeigen möchte. Ich kann meine eigenen Preise machen und entscheiden, für wen ich arbeite und für wen nicht. Für mich ist das unglaublich befriedigend und ich merke, dass ich ganz anders an die Arbeit herangehe, mit mehr Freude und Motivation.
Die eierlegende Wollmilchsau
Als Angestellter hat man ja oft ein eher eingeschränktes Tätigkeitsspektrum. Man hat eine Aufgabe und eine Position und selten erfolgt ein Ausflug in andere Bereiche (höchstens mal am Rand). Als Grafikerin hatte ich früher in der Agentur weder was mit Kundenakquise, Buchführung oder Krisenmanagement zu tun. Jetzt bin ich als Selbständige für ALLES zuständig. Das war anfangs eine harte Nuss für mich, denn ich fühlte mich überwältigt von den Dingen, von denen ich bis dato keine Ahnung hatte. Stück für Stück habe ich mich in die verschiedenen Bereiche eingearbeitet und kann behaupten, dass ich mittlerweile einen ganz guten Durchblick habe. Einerseits ist es ein schönes Gefühl, wenn man die volle Kontrolle hat über alle Vorgänge, andererseits finde ich es manchmal nervig, mich mit so vielen verwalterischen Dingen außerhalb meines eigentlichen Tätigkeitsfeldes beschäftigen zu müssen.
Der Blick in die Zukunft
Langfristige Planung ist quasi unverzichtbar, wenn man sich selbstständig gemacht hat. Man muss für schlechte Zeiten planen und sich für solche Fälle ein Polster erarbeiten, man muss gucken, welche Ausgaben noch anstehen, wann man Urlaub machen kann und wann größere Anschaffungen anstehen. Es ist wichtig, dass man seine Einnahmen und Ausgaben jederzeit im Blick behält um einer möglichen zukünftigen Krise rechtzeitig entgegenzuwirken. Kundenakquise ist auch ein wichtiger Punkt: man darf nicht erst dann mit der Akquise anfangen, wenn man keine Aufträge mehr hat! Akquise ist ein langwieriger Prozess und oftmals tragen die eigenen Bemühungen erst Monate später Früchte und ein Auftrag springt dabei raus. Man muss also quasi mit einem Auge im Hier und Jetzt sein und mit dem anderen in die Zukunft blicken und planen.
Was sagt ihr? Wenn ihr selbstständig seid: was hat sich für euch am meisten geändert, was ist positiv, was negativ? Hinterlasst mir gerne einen Kommentar, ich würde mich freuen, wenn ihr eure Erfahrung mit mir teilt!
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